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Gunther Knauthe
Forschungsprojekt und Institut
Inhaltsverzeichnis:
Alle Handouts für die Studierenden am SPI Berlin in LeWeNet, WoWo und Beruf. Wegen des Urheberrechts leider nur paßwortgeschützt
Seminar im Wintersemester
2003/04: Wer erklärt wirtschaftliches Handeln besser: Soziologie oder Ökonomie?
Seminar im Sommersemester
2000: Wohlfahrtsstaaten und institutionelle Praxis
von Sozialsystemen im internationalen Vergleich
Forschungsprojekt: Der Wandel von Lebenslaufregimes
Diplomarbeit: Arbeitsmarktstrukturierung und Übergang in den Ruhestand
Literatur: Ausgewählte Veröffentlichungen
Link:
Sammelband: Kollektive Identiäten und kulturelle Innovationen.
Ethnologische, soziologische und historische Studien
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Der Wandel von Lebenslaufregimes
Ein Vergleich der
Herausforderungen an Normalerwerbsbiographien
in Deutschland und Rußland
Stark standardisierte Lebenslaufmuster sind ein Wesensmerkmal der modernen Wirtschaftsgesellschaften. Die Lebenslärufe spiegeln regelmäßig biographische Strukturierung in Form von drei Teiloen, dessen mittlerer die Beteiligung am Erwerbssystem bildet. Insofern kann von einer "Normalerwerbsbiographie" dann gesprochen werden, wenn eine Vollzeiterwerbstätigkeit im erwerbsfähigen Alter (i.d.R. 15 - 65 Lebensjahr) vorliegt. Dieser Phase ist die Vorbereitung auf das Erwerbsleben vorangeschaltet und eine nachberufliche Lebensphase des Ruhestands nachgeordnet. Die Standardiiertheit dieser Phasen hat verschiedene Dimensionen. Zunächst ließe sich nach der Flexibilität innerhalb der Erwerbsphase fragen. Dabei sind die Mobilität, die zeitliche Verteilung der Arbeitszeit und die Kontinuität von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus ist die Flexibilität der Ürbergangsphase in das Erwerbsleben und aus selbigen heraus fraglich. Bei dieser Tatsache setzen die Flexibilisierungsprozesse der letzten Jahre zuvörrderst an.
In das Erwerbsleben
Aus dem Erwerbsleben heißt Flexibilisierung in Detuschland in aller Regel ein frühes Ausscheiden aus dem Beruf. Es sei aber betont, daß sich insgesamt vier Dimensionen eines flexiblen Übergangs unterscheiden lassen.
Aktuell: "Werkstattbericht" (sicher nicht zitierfähig) vom November 2001
Download:
Der Projektantrag zur Bewerbung auf ein
Doktoranden-Stipendium im Graduiertenkolleg
"Gesellschaftsvergleich in historischer, soziologischer und ethnologischer Perspektive" als
pdf-file: [antrag.pdf]
(102 kB).
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Arbeitsmarktstrukturierung und Übergang in den Ruhestand
Eine empirische Untersuchung mit Daten des Sozioökonomischen Panels zu Altersübergängen westdeutscher Arbeitnehmer/innen in unterschiedlichen Arbeitsmarktsegmenten
Meine Diplomarbeit ist innerhalb des Projektes
Möglichkeiten und Probleme einer Flexibilisierung
des Übergangs in den Ruhestand
entstanden und beschäftigt sich mit der Verzahnung von
Arbeitsmarktstrukturierung
und dem Übergang in den Ruhestand.
Ich versuche zu zeigen, daß die Form dieser Altersübergänge von den
Arbeitsmarktsegmenten (Teilarbeitsmärkten) abhängt aus denen heraus sie stattfinden.
Im Ansatz folge ich den Annahmen der Arbeitsmarktsegmentationstheorie
für westdeutsche Arbeitsmärkte, wie sie vor allem durch Werner Sengenberger
und Burkart Lutz geprägt wurde. Die Unterscheidung kennt interne, berufsfachliche
und unstrukturierte Arbeitsmärkte. Der Sonderfall der betriebszentrierten Arbeitsmarktsegmentation
(Lutz�1987) konnte bislang mit dem SOEP nicht operationalisiert werden.
Thesen zur Diplomarbeit:
Eingrenzung
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht den Nexus vom Übergang in den
Ruhestand abhängig Beschäftigter und der Strukturierung von
Teilarbeitsmärkten.
Es wird unterstellt, daß der Gesamtarbeitsmarkt kein strukturloses System
ist, in welchem der Lohnsatz das einzige Regulativ zwischen
Beschäftiger und Beschäftigten ist
(wie es im Grundsatz vor allem der neoklassische Ansatz behauptet).
Vielmehr wird die Adaption der Segmentationstheorien für den
westdeutschen Arbeitsmarkt von Sengenberger und Lutz zugrunde gelegt
(insbesondere Lutz 1987; Sengenberger 1987).
Der Arbeitsmarkt zerfällt demnach in die drei Teilarbeitsmärkte
intern, fachlich und unstrukturiert. Je nach Zugehörigkeit zu einem dieser
Segmente, so die Annahme, findet eine unterschiedliche Form der Verrentung
statt -- Grund dafür ist die innere Strukturierung der Segmente.
Abgesehen von Geschlecht und Berufsstatus bleiben individuelle Merkmale
(in Form unabhängiger Variablen) zur Erklärung des Altersübergangs
unbeachtet. Es wird angenommen,
daß von den Merkmalen der Strukturebene die Segmentzugehörigkeit eine
sehr gute Erklärungskraft besitzt.
Diese Unterstellung stützt sich auf die bisherigen Untersuchungen zum
Übergang in den Ruhestand (vor allem in Kohli 1995).
Die Datengrundlage bildet das Sozioökonomische Panel (SOEP). Dieser
Längsschnitt-Datensatz setzt sich aus jährlichen Erhebungen von
1984 bis 1995 (aktuellste Welle) zusammen. Der Verlaufscharakter der Daten
bringt es mit sich, daß die für die Untersuchung einer
Statuspassage wie den Altersübergang notwendigen Informationen enthalten sind.
Für die Abbildung des Übergangs in den Ruhestand wurde eigens
eine Operationalisierungskonzeption entwickelt -- für die
Arbeitsmarktsegmentation wurde ein über die bestehenden Arbeiten
(vor allem Blossfeld & Mayer 1988; Szydlik 1990; Szydlik & Ernst 1995 und 1996)
hinausweisendes Konzept entworfen.
Die praktische Umsetzung dieser Konzeptionen wurde über Retrievals aus dem
RZOO-Datenarchiv vorgenommen und über ein entsprechendes Datenmanagement
verwirklicht.
Dem Übergang in den Ruhestand liegt eine sozialpolitische Konzeption
zugrunde, die auf die Erwerbsarbeit zentrales Element der Vergesellschaftung
abstellt. Mithin wird dieser Altersübergang durch den Austritt
aus einem Normalarbeitsverhältnis mit Blick auf den Bezug einer
Altersrente definiert.
Die
Dimensionen, in denen sich der Übergang abbilden läßt, sind
(1) Lebensalter bei Übergang, (2) Varianz der
durchschnittlichen Lebensalter in bestimmten Subpopulationen, (3) Dauer
und Gestalt der individuellen Übergangsphasen und (4) Art des
in Anspruch genommenen sozialpolitischen Verrentungspfades.
Die Operationalisierung der Arbeitsmarktsegmentation folgt dem Gedanken,
daß Beschäftigte des internen Arbeitsmarktes vor ihrem
Erwerbsaustritt eine relativ hohe Seniorität erreichen.
Daher wurden diesem Segment Beschäftigte zugeordnet, die
vor ihrem Erwerbsaustritt mindestens 20 Jahre im selben Unternehmen
tätig waren. Beschäftigte des externen Arbeitsmarktes
(geringe Seniorität) wurden bei hoher Qualifikationsanforderung
am Arbeitsplatz dem fachlichen Segment und bei geringer Qualifikationsanforderung
dem unstrukturierten Segment zugewiesen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse sind in folgenden Thesen zusammengefaßt:
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Der wichtigste Befund der Segmentoperationalisierung ist: Etwa zwei
Drittel der beobachteten Beschäftigten wurden von der
Rekrutierungslogik des internen Segmentes erfaßt. Nur ein Drittel
befand sich im externen Facharbeitersegment (20 %) oder im
unstrukturierten Segment (15 %). Die vermeintlich geringe
Größe des Facharbeitersegmentes von nur einem Fünftel
aller abhängig Beschäftigten ist einer Erwähnung wert:
Dieser Teilarbeitsmarkt fällt keineswegs mit allen ausgebildeten
Facharbeitern in eins. Er umfaßt gerade nicht die berufsfachlich
qualifizierten Arbeitnehmer des internen Marktes,
sondern lediglich die Facharbeiter des externen Marktes.
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Das ist für den westdeutschen Arbeitsmarkt in der bestimmten historischen
Situation ein plausibles Ergebnis, das auch der besonderen Bedeutung der
Unternehmen Rechnung trägt. Die Kontrolle der Operationalisierung
über die von Blossfeld/Mayer (1988) und Szydlik (1990)
gewählte Variable Betriebsgröße bestätigt,
daß nur sehr wenig Fälle kritisch, d.h. theoretisch inkonsistent
zugeordnet werden: Bei lediglich 5,6 % der beobachteten Beschäftigten
fallen eine Seniorität von mehr als 20 Jahren und eine Betriebsgröße
von weniger als 20 Beschäftigte zusammen. Auch die Dominanz
gütererzeugender und Dienstleistungsberufe im unstrukturierten Segment
spricht für die gewählte Operationalisierung.
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Für den untersuchten Zusammenhang von Altersübergängen und
Segmentzugehörigkeit läßt sich folgendes sagen: Im internen
Segment finden sich etwas mehr frühe Austritte als im externen Segment.
Jedoch geht ein übergroßer Teil davon auf frühe EU/BU-Renten
zurück. Die populäre These von den betrieblichen
Frühverrentungspraktiken auf Kosten der Sozialkassen durch renommierte
Großunternehmen mit internen Teilarbeitsmärkten kann daher weder
bestätigt noch widerlegt werden. Ob sich diese frühen Erwerbsaustritte
auf den Sonderfall der betriebszentrierten Arbeitsmarktsegmentation eingrenzen
lassen, könnte künftige Forschung klären.
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In allen Segmenten findet sich eine bimodale Verteilung der Erwerbsaustrittsalter.
Das bedingen die institutionellen Rentengrenzen und verweist auf den Umstand,
daß das durchschnittliche Austrittsalter ein ungünstiges Maß ist.
Bei den männlichen Beschäftigten des internen Segments liegen die
Anteile der Erwerbsaustritte mit dem 60. und dem 63. Lebensjahr etwa gleichauf.
Daß es sich bei den Personen, die eine spätere Rentengrenze in Anspruch
nehmen, um besser qualifiziertes bzw. leitendes Personal handelt, kann wegen der
höheren durchschnittlichen Erwerbsaustrittsalter bei diesen
Beschäftigtengruppen vermutet werden. Umgekehrt
läßt sich zeigen, daß die Beschäftigten des
gütererzeugenden Sektors besonders frühe Austritte realisieren.
Jedoch ist dieser Effekt nicht
auf das interne Segment beschränkt.
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Im berufsfachlichen Segment liegt ein relativ hohes Erwerbsaustrittsalter
vor. Dies kann über die Tatsache
erklärt werden, daß in diesen Unternehmen oft eine
Personalpolitik zu finden ist, die es aufgrund geringerer Spezialisierung
nicht versteht, den Älteren einen komfortablen frühen Austritt
unter Ausnutzung sozialstaatlicher Versicherungssysteme zu bieten
(vgl. Kohli 1995). Die Vermutung, daß die Beschäftigten dieses
Segments daher stärker über frühe EU/BU-Verrentungen aus
dem Erwerbsleben ausscheiden konnte nicht bestätigt werden.
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Im unstrukturierten Segment liegen die am wenigsten standardisierten
Übergänge vor. So sind die Altersklassen des Erwerbsaustritts nahezu
gleich besetzt (ohne EU/BU).
Während im internen Segment die späten Austritte nur
von wenigen Arbeitnehmern realisiert werden, sind sie im unstrukturierten
Segment dagegen "gleichberechtigte" Austrittsalter. Auch die Dauer der
Übergänge bestätigt die geringere Flexibilität des
internen Segments. Es dominieren die abrupten Übergänge und
zudem liegt eine geringere Streubreite über verschiedene
Übergangsdauern vor.
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Folglich betrifft die wesentliche empirische Erkenntnis nicht den Zeitpunkt
der jeweiligen Altersübergänge, sondern ihre Flexibilität:
In den verschiedenen Arbeitsmarktsegmenten sind unterschiedlich standardisierte
Übergänge in den Ruhestand zu finden. Im externen Segment findet
sich mehr Flexibilität als im internen und im unstrukturierten wiederum
mehr als im fachlichen Segment.
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Daraus läßt sich schließen, daß je nach
Teilarbeitsmarkt eine spezifische Überformung der institutionellen
Rentengrenzen stattfindet. Während sich im internen Segment
weitergehende Austrittsmuster einstellen, bleibt das Geschehen im
externen Segment flexibler und stärker von individuellen und den
(staatlichen) institutionellen Bedingungen abhängig. In der Lesart der
Segmentationstheorie bedeutet das: In den unterschiedlichen Segmenten liegt
eine nach Art und Ausmaß unterschiedliche Strukturierung vor -- im
internen und fachlichen Segment eine hohe, im unstrukturierten Segment die niedrigste. Die empirischen Ergebnisse zeigen,
daß in Bezug auf die Altersübergänge ebendies gesagt
werden kann.
Literatur
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Blossfeld, Hans-Peter & Karl Ulrich Mayer (1988): Arbeitsmarktsegmentation in der Bundesrepublik Deutschland - Eine empirische Überprüfung der Segmentationstheorien aus der Perspektive des Lebenslaufs. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 40, 262 - 283.
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Kohli, Martin (Hrsg.) (1995): Möglichkeiten und Probleme einer Flexibilisierung des Übergangs in den Ruhestand. Projektbericht an die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Berlin.
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Lutz, Burkart (1987): Arbeitsmarktstruktur und betriebliche Arbeitskräftestrategie - eine historische Skizze zur Entstehung betriebszentrierter Arbeitsmarktsegmentation. Frankfurt am Main, New York: Campus.
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Sengenberger, Werner (1987): Struktur und Funktionsweise von Arbeitsmärkten. Die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich. Frankfurt am Main: Campus.
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Szydlik, Marc (1990): Die Segmentierung des Arbeitsmarktes in der Bundesrepublik Deutschland. Eine empirische Analyse mit Daten des sozioökonomischen Panels, 1984 - 1988. Berlin: Edition Sigma.
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Szydlik, Marc & Jochen Ernst (1995): Untersuchungspersonen, Ausertungsmethoden und Operationalisierungen des Forschungsprojekts. In: Kohli, Martin (Hrsg.): Möglichkeiten und Probleme einer Flexibilisierung des Übergangs in den Ruhestand. Projektbericht an die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Berlin.
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Szydlik, Marc & Jochen Ernst (1996): Der Übergang in den Ruhestand in Westdeutschland zwischen 1984 und 1992. In: Zapf, Wolfgang (Hrsg.): Lebenslagen im Wandel: Sozialberichterstattung im Längsschnitt. Frankfurt am Main: Campus, 264 - 290.
Download:
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Ausgewählte Literatur
-
Gesetzliche Rahmenbedingungen der Verrentung. In: Kohli, Martin: Möglichkeiten
und Probleme einer Flexibilisierung des Übergangs in den Ruhestand.
Projektbericht an die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Berlin 1995, 88 - 112.
- Arbeitsmarktstrukturierung und Übergang in den Ruhestand. Eine empirische
Untersuchung mit Daten des Sozioökonomischen Panels zu Altersübergängen
westdeutscher Arbeitnehmer/innen in unterschiedlichen Arbeitsmarktsegmenten.
Berlin 1997: Diplomarbeit am Institut für Soziologie der
Freien Universität Berlin
- Übergang in den Ruhestand und Arbeitsmarktsegmentation. In: Kohli, Martin
und Christina Teipen: Möglichkeiten und Probleme einer Flexibilisierung des
Übergangs in den Ruhestand. Abschlußbericht an die DFG (Zweite Phase).
Berlin 1998, 13 - 139.
- Identität und Intelligenzija. Die Modernisierung gesellschaftlicher Institutionen
und soziale Merkmale der
"Westernizer" in Rußland. In: Rammert, Werner, Gunther Knauthe, Klaus Buchenau und
Florian Altenhöner: Kollektive
Identiäten und kulturelle Innovationen. Ethnologische, soziologische und
historische Studien. Leipzig 2001: Leipziger Universitätsverlag, 317 - 335.
Update: 10. Februar 2002
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