Pamir Expedition 2004

Klassische Route am Pik Korschenewskaja (7105 m)

19. Juli 2004 bis 21. August 2004, Gipfelerfolg am 9. August

Berliner Team: Jürgen Großmann, Hannes Kiesewetter, Gunther Knauthe

Organisation (Kasachstan): Valentina & Marat Ainsanov, Sascha Koldunow, Wolodja & Vika


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Der Berg

Der Pik Korschenewskaja ist -- wie ich finde -- der lohnendste der drei leichteren 7000er auf dem Gebiet der GUS. Zwar beeindruckt er nicht mit einer ebenmäßigen Erscheinung wie der Khan-Tengri und ist weniger leicht zugänglich als der Pik Lenin -- aber der Weg auf den Gipfel und die Lage der Camps sind von bezaubernder Schönheit.

Hat man einmal das Geröll auf fünfeinhalbtausend Meter unter sich zurück gelassen und das letzte Steilstück im Schneefeld unmittelbar vor Lager 2 (wohl mit Mobilmachung der letzten Kräfte) erklommen, erwartet Euch ein Gipfelsturm, der einen fast jeden Unbill vergessen läßt.

Über mäßig steile Schneeflanken (die man fast immer gespurt finden wird, und man entscheiden kann, ob man die Fixseile verwendet) und einen interessanten Felsdurchstieg, nimmt der Weg seine Wendung bis zum Ausstieg auf den Grad bei 6100 m. Hier erwartet den Bergsteiger unmittelbar eine Kletterpassage im Fels -- die aber höchstens bei unbotmäßiger Gepäckbelastung ein wirkliches Problem ist (zumal mit Fixseilen versichert). Jetzt aber unbedingt schon einmal umschauen! Vom Grat blickt man nach Süden zum gewaltigen Massiv des Pik Kommunismus, den vielen Bergmassiven drumherum, dem Base Camp zwischen den Gletscherströmen.

Nach gar nicht allzu langem Weitersteigen erreicht man das Sturmlager auf 6400 m. Nach vielen verzückten Blicken ins Rund der Pamirgewaltigkeit und einer wohl kalten stürmischen Nacht folgt mit dem Gipfeltag der Aufstieg über den wunderschönen, teilweise sehr exponierten aber doch mäßig gefährlichen Grat. Oft werden lediglich Skistöcke für diese Etappe empfohlen, ich war jedoch im Abstieg heilfroh, das Pickel dabeizuhaben und kann nur dringlich raten, es gleich zu tun. Nach einem halben Tag sollte der Gipfelaufbau erreicht sein. Über eine Schleife nach Osten erreicht man erst eine Felskante, dann die Schneekuppe. Und wenn man hinreichend schnell war, hat man vielleicht das Glück hier oben ohne die obligatorischen Nachmittagswolken zu stehen (ich leider nicht: gemeinsam mit zwei tschechischen Bergfreunden stand ich inmitten einer dichten Gipfelwolke). Trotz des vernebelten Gipfelerlebnisses: Ich habe nie einen Aufstieg so euphorisch erlebt, wie den am Pik Korschenewskaja. Den Weg über den Grat mit dem Blick über das nordwestliche Pamir -- das Dach der Welt -- rechne ich zu meinen schönsten Stunden am Berg.





Medizinischer Ratschlag

Neben den üblichen und erwarteten Akklimatisationsproblemen traten in unserer Gruppe besonders starke Beschwerden infolge einer Durchfallerkrankung auf, für die später in Deuschland im Labor sogenannte Lamblien als Ursache bestimmt wurden.

Lamblien sind Amöben, die als Parasiten im Darm leben. Sie sind an sich nicht weiter tragisch -- wenn nicht der resultierende Durchfall das Bergsteigen unangenehm bis unmöglich machen würde. Meinem Kameraden hat diese Erkrankung -- und die körperliche Ermattung in der Folge -- einen Aufstieg über das Lager 1 hinaus verwehrt. Ich selber konnte mich zwar mit dem häufigen Stuhlgang arrangieren; fand aber die Krämpfe im Bauch gerade am Gipfelgrat an der Grenze des erträglichen. Wegen der besonders warmen Kleidung waren die Durchfall-Attacken hier auch enorm zeitraubend und störend. Glücklicherweise bin ich mit dem Gurt- und Seilzeug (Lager 2 auf Lager 3) keiner Scheißattacke ausgesetzt gewesen.

Die Infektion wird i.d.R. durch verunreinigtes Obst oder Trinkwasser übertragen. An welchem Ort bei uns die Ansteckung erfolgte, ob schon in Bishkek, in Dushanbe oder dann erst im Base Camp, ist nicht zu ermitteln. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit enorm hoch, daß ein erkrankter Kamerad im BC andere ansteckt.

Nach der Rückkehr nach Deutschland wurde die Infektion mit Antibiotika behandelt, nach drei Tagen waren keine Beschwerden mehr zu spüren. Ist eine gute hygienische Situation gegeben und eine neuerliche Selbst-Ansteckung ausgeschlossen, ist Arznei eigentlich unnötig, die Parasiten sterben nach vier bis sechs Wochen ab. Allerdings sieht das Gesundheitsamt, dem eine solche Infektion übrigens angezeigt werden muß, es lieber, wenn eine Medikation statt findet.

Schließlich also mein Rat, in die Reise-Apotheke ein geeignetes Mittel gegen Lamblien einzufügen. Ich habe für drei Tage fünf mal eine Tablette "Vagimid" genommen und werde ein solches Medikament wohl auch bei der nächsten Fahrt nach Mittelasien einpacken.





Ausschnitte aus der Videodokumentation

Der Pik Korschenewskaja. Gesehen vom Base Camp von Süden und von Nordwesten (kurz unterhalb von Lager 1) Der Pik Korschenewskaja. Gesehen vom Base Camp Der Pik Korschenewskaja. Gesehen von Nordwesten (kurz unterhalb von Lager 1)
Mit dem Helikopter ins Basecamp Mit dem Helikopter ins Basecamp Mit dem Helikopter ins Basecamp
  Mit dem Helikopter ins Basecamp Mit dem Helikopter ins Basecamp
Blick auf den Pik Kommunismus vom Gipfelgrat Blick auf den Pik Kommunismus vom Gipfelgrat Blick auf den Pik Kommunismus vom Gipfelgrat
Der Gipfelgrat auf etwa sechseinhalbtausend Meter Höhe Der Gipfelgrat auf etwa sechseinhalbtausend Meter Höhe  
Die obligatorischen Gipfelphotos Gipfelphotos Gipfelphotos
Das Lager 3, gesehen vom Gipfelgrat Das Lager 3, gesehen vom Gipfelgrat  
Wiederkehr ins Base Camp Wiederkehr ins Base Camp Wiederkehr ins Base Camp
Sascha Koldunow: ohne seine Hilfe wäre der Erfolg nicht möglich gewesen Sascha Koldunow  
Eintrag ins Gipfelregister, Gunther vor dem "Speisesaal" des Camps. Dahinter der Pik Korschenewskaja Eintrag ins Gipfelregister Gunther vor dem "Speisesaal" des Camps
Auf dem Landweg von Djirgital nach Dushanbe und Wiedererlangen eines bürgerlichen Erscheinungsbildes Auf dem Landweg von Djirgatal nach Dushanbe Wiedererlangen eines bürgerlichen Erscheinungsbildes




Update: 23. August 2004
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